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Laut, schnell und extrem krank

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Mit anderen Worten: Airshow in der Schweiz mit einigen der weltbesten Flugstaffeln. Ok, fangen wir am Anfang an…

Früh um 5 Uhr aufstehen, nur 2 Stunden geschlafen und ca. 4 Stunden Fahrt bis nach Grenchen. Glücklicher weise musste nicht ich fahren, da ich im Prinzip nur bei meinem Vater und Großvater mit gefahren bin. Da das Auto (Citroën C5) recht bequem ist, hab ich die meiste Zeit auf der Hinweg entweder geschlafen oder programmiert.

Einmal angekommen hat die Veranstalltung einen sehr guten Eindruck gemacht. Wir sind noch rechtzeitig gekommen, um das Ende der Kunstflugvorführungen zu sehen. Es war schon sehr beindruckend, was diese Top-Piloten mit ihren Maschienen anstellen können. Die Kunstflugmaschienen waren alle Propellermaschienen und Spezialanfertigungen, einmal ist sogar eine Tochter mit einem Flugzeug geflogen, das ihr Vater konstruiert hat. Nur nebenbei: diese Frau war Mitglied in der schweizer Nationalmannschaft. Sehr beeindruckend war auch eine neu vorgestellte Jet-Trainingsmaschiene, die Pilatus PC-21. Auch eine Propellermaschiene, allerdings nicht durch einen Motor angetrieben, sondern durch eine Turbiene. Das Ding ist echt kranke Manöver geflogen.

Ebenfalls in die Kategorie "krank" fallen Vorstellungen, wie eine auf den Tragflächen eines Doppeldeckers herrumkletternde Frau. An Anfang denkt man sich dabei vielleicht nicht viel, hat man ja schon mal irgend wann in Filmen gesehen. Wenn man allerdings mal drüber nachdenkt, dass die Frau dort oben Geschwindigkeiten von 130 km/h bis zu 270 km/h aushalten muss und dabei noch rumklettert… bekommt das eine ganz andere Dimension. Natürlich gab es in der Mitte der Tragfläche eine Vorrichtung mit Gurten, aber während man rumklettert, kann man dort recht schlecht angegurtet sein. Zum anderen bekommen Mücken, Fliegen, usw. bei solchen Geschwindigkeiten ganz andere Qualitäten. Die Dame und ihr Mann (Pilot) kommen übrigens aus dem Raum Stuttgart.

Nach diesen Einzelvorstellungen waren dann die Staffeln dran. Eigentlich waren alle Vorstellungen der Staffeln sehr gut bzw. nach dem Moderator weltklasse. Allerdings gab es einige Vorstellungen, bei denen die Piloten Manöver gemacht haben, die man mit Worten wie "krank", "verrückt" und "irre" nicht mehr beschreiben kann. Wenn z.B. zwei Kampfjets permanent nur 5 bis 10 Meter hintereinander Fliegen, wenn einer schon 12 oder 15 Meter lang ist, weiß man einfach nicht, ob man die Piloten für verrückt, irre, einfach lebensmüde oder total genial halten soll. Das Maß an mentaler Disziplin, Kontrolle und Konzentration ist einfach bemerkenswert.

Die einzigen Wolken, die am Himel zu sehen waren, stammten im übrigen von den Rauchspuren der Flieger. Ich freue mich schon auf den Sonnenbrand in den nächsten paar Tagen. Nach 4 Stunden waren wir allerdings alle recht gut durch gegrillt und haben uns langsam auf den Weg zum Auto zurück gemacht.

Während wir gelaufen sind, haben sich drei Maschienen aus dem 2. Weltkrieg in die Lüfte erhoben und sind diverse Kunststücke geflogen. Schon beim Start hat man eine Gänsehaut bekommen. Maschienen mit 2 bis 3 tausend PS lassen wirklich die Luft vibrieren. Bei dem "Sound" bekommt man unweigerlich eine Gänsehaut. Mein Vater hat nur den Kommentar Davon träumt jeder GDI-Fahrer von sich gegeben. Im Vergleich zu den Geräuschen dort höhrt sich eine Corvett nur wie ein leichtes Gluckern bzw. Gurgeln an. Ein Flugzeug von den drei war knapp 70 Jahre alt, der Pilot jedoch 75 Jahre und er flog Manöver mit 4 oder 5 G!

Vieleicht liegt es an den nicht wenigen Dokumentationen, die ich über den 2. Weltkrieg gesehen hab, aber während die drei Jäger da oben ihre Manöver gemacht haben musste ich irgend wie dran denken, für welchen Zweck diese Maschienen gebaut wurden. Vielleicht lag es auch an den… realistischen Manövern. Es war mehr oder weniger ein Katz und Maus Spiel, fast wie eine Verfolgungsjagt. Jedenfalls wurd mir klar, dass sich die Menschen "normalerweise" bei solchen Geräuschen entweder in tiefen Bunkern in Sicherheit gebracht haben oder so schnell und weit wie möglich geflohen sind. Schon irgend wie makaber, dass man die aus diesen Kämpfen entstandenen Fähigkeiten heute als Kunst bewundert. Den Rest des Gedankengangs will ich hier lieber nicht ausführen bzw. das überlasse ich euch selbst, aber das Fliegen ist nicht die einzige Kunst, die aus Kämpfen heraus entstanden ist (Kampfsport, Waffen- bzw. Schwerschmieden, usw.).

Ok, wieder zurück zur Flugshow. Als wir zurück beim Auto waren, ergab sich noch eine kleine Überraschung. Meiner Meinung nach, das Beste an der ganzen Flugshow: die "Patrouille Suisse":patrouille_suisse. Wir waren noch nicht im Auto und standen auf einem Feldweg als wir geräuschlos und verduzt die Unterseite eins Kampfjet von ca. 100 oder 200 Metern Entfernung gesehen haben. Auf jeden Fall war das Ding nah. Ein oder zwei Sekunden später ist dann dem Schall auch eingefallen, dass er uns irgend etwas mitzuteilen hat. Wir hatten bei dem Parkplatz einen echten Logenplatz, die Flieger haben die meisten Manöver direkt über unseren Köfpen gemacht. Daran, dass Augen und Ohren nicht mehr synchron laufen, muss man sich allerdings erst gewöhnen. Jedenfalls waren diese Piloten wirklich extrem unterwegs. 10 Meter Abstand zwischen den 6 Fliegern, direkt aufeinander zufliegen und nur um ein paar Meter vorbei schrammen, einer Fliegt gerade aus während ein anderer um ihn herum Rollen dreht und zu guter Letzt sind alle nahe zusammen geflogen und auf einen Schlag synchron in verschiedene Richtungen abgedreht und haben Leuchtkügelchen gezündet. War wirklich beeindruckend und ich hab mehr als ein mal damit gerechnet, dass es boom macht.

Was mir jetzt einfällt, zwei Kampfjets haben als Abschlussübung ein Herz am Himmel gemalt. Jeder eine Hälfte… an den zwei Stellen, an denen sich die Linien treffen sind sie nur um ein paar Meter aneinander vorbei gerauscht. Aber die Zwei sind sowieso die ganze Zeit nur 5 Meter voneinander entfernt geflogen…

Zu meiner großen Überraschung war der Fluglärm auch nicht wirklich laut. Nicht in dem Sinne, was ich durch Stereoanlagen, Parties oder Autoanlagen als "laut" kennen gelernt hab. Normalerweise spüre ich bei sowas relavit schnell Druck oder Schmerzen in den Ohren, besonders bei diversen "Effekten", wie modifizierte Höhen oder einen sehr heftigen Bass (wie auf der Games Convention). Die Geräusche der Flugzeuge waren einfach… mehr präsent wie andere Geräusche. Kein Druck in den Ohren, keine Schmerzen und dabei wahren die Geräusche "lauter" als alles Andere. Vielleicht sollte man einfach weniger in der natürlichen Beschaffenheit von Geräuschen rum drehen. Richtigen Bass höhrt man nicht in den Ohren, sondern den spürt man nur im Körper… zumindest wenn der Hubraum und die Anzahl der Kolben passt.

Naja, genug vom Flugfest. Auf den Rückweg hat mir mein Vater noch ein "einzigartiges Panorama" gezeigt. Bei dem nächsten Urlaub in der Schweiz bin ich definitv dabei. Die Landschaft und die Dimensionen dort verschlagen einem einfach den Atem. Zum Thema Atem… die Luft in der Schweiz ist wirklich sehr, sehr gut. Das Ries ist ja schon ein Luftschutzgebiet, aber selbst dort stinkt die Luft richtig gehend im Gegensatz zu der Luft in der Schweiz. Im Vergleich zu Augsburg… nenne ich die Luft in Augsburg lieber mal ein anderes Atemgas. Es ist einfach nicht vergleichbar.

Ich hab auch einiges neues über die Schweiz an sich erfahren, aber das hebe ich mir lieber für ein anderes mal auf. Sorry, dass es so lang geworden ist… sollte mir eigentlich zu denken geben, wenn ich über einen Tag mehr schreib, als über einen 4 Tage langen Urlaub. Ich kriche jetzt ins Bett, auf bald. :)

2 comments for this post

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#1 by
Lexx

Hört sich ja doll an. Obwohl ich bei sowas bestimmt auch bammel hätte, dass so ein großer Vogel plötzlich auf die Erde rauscht. Das wäre dann bestimmt mehr als nur ein einfaches Boom geworden. :)

#2 by
Steven

Jup, wobei die Leute fast mehr als ihr halbes Leben in diesen Maschienen verbracht haben. Die wissen, was sie tuen. Leider sind solche Airshows in Deutschland wegen solchen knappen Sachen oft nicht machbar. Und selbst wenn man sie doch organisieren kann, währen die gesetzlichen Auflagen wohl nicht zu halten. Es ist halt schade, dass man relativ weit weg fahren muss, um sowas zu sehen. Aber die Fahrt ist es auf jeden Fall wert.

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