Published
This post is written in German
Mein Vater, mein Bruder und ich hatten vor einigen Minuten eine kleine Diskusion. Ursache waren die
Nachrichten, die nebenbei dudelten. Kanzlerin Merkel steht weiterhin für den Atomausstieg…
Mein Vater verfügt über eine recht breite Basis an Wissen. Das ist auch der Grund, warum ich schon
früh in meiner Jugend mehr an Naturwissenschaften als an allem anderen interessiert war. Es erstaunt
mich jedoch immer wieder aufs neue, mit welchem umfassenden Blick er die Dinge meist betrachtet.
Zuerst haben wir mal wieder üben den tollen Reaktortyp von Tschernobyl geredet. Tolle Graphitstäbe
dienen dort als Moderator, der Regler, der die Kernreaktion aufrecht erhält. Im Fall der Fälle kann es
natürlich passieren, dass die Stäbe nicht mehr hochgezogen werden können… und damit passiert
dass, was in Tschernobyl passiert ist.
Die hiesigen Druckwasserreaktoren benutzen Wasser als Moderator. Das Wasser hält die Kernreaktion
am laufen. Sollte der Reaktor zu heiß werden, kocht und verdampft das Wasser. Dadurch fehlt natürlich
der Moderator im Kern und die Kernreaktion kommt zum erliegen. Der GAU (Größter Anzunehmender
Unfall) ist also vom Prinzip her ausgeschlossen. Leider kennen diesen Aufbau bzw. den Unterschied
zwischen den beiden Typen nur wenige… zu wenige, auch wenn man es in der Realschule in Physik
lernt. Allerdings regiert hierzulande natürlich die Profitgier, wodurch die Abfallprodukte nicht immer
sachgemäß behandelt werden. Dazu kommt das ewige politische hin und her, durch das die Betrieber
immer weniger Geld in die Wartung stecken.
Knackpunkt für mich ist, vom Tschernobyl-Typ laufen noch genug Reaktoren mit den gleichen
Sicherheitsvorkehrungen. Die USA wollen neuen Reaktoren bauen (so 25 rum) und Russland auch
(ca. 15). Und das liebe Deutschland will natürlich die sichersten Reaktoren überhaupt stillegen und
die Energie vom Ausland einkaufen. Dort ist es vielen egal, ob die Reaktoren mit 120% oder 150%
Leistung laufen.
Ich bin nicht umbedingt ein Freund von Atom-Kraft. Allerdings muss man sich mal die Alternativen
durch den Kopf gehen lassen:
- Wasserstoff ist nur ein Energieträger, keine Energiequelle.
- Kernfusion erzeugt auch nicht wenige radioaktiven Nebenprodukte, dazu kommt die extrem
Gammastrahlung der Fusion. Die Kernfusion ist allerdings bei weitem noch nicht einsatzbereit.
- Photovoltaik trägt sich bei weitem noch nicht in unseren Breitengraden. Eine weltpolitische Lösung
ist durch die Hab- und Profitgier in den nächsten Dekaden nicht denkbar.
- Andere phosile Brennstoffe gehen unweigerlich zu neige und stören das Gleichgewicht der Erde
immer weiter.
Wie gesagt, ich mag die Atomkraft nicht, oder besser gesagt den Umgang der Menschheit mit dieser.
Allerdings stellt es für mich persönlich momentan das kleinste Übel dar.
Die Lagerung der radioaktiven Abfallprodukte ist natürlich immer ein dringendes Problem. Dieser
Abfall ist ein gigantisches Vermächtnis an unsere Nachkommen. Habwärtszeiten von 30.000 Jahren
sind wirklich länger, als irgend jemand planen kann. Man kann diesen Abfall lediglich nach bestem
Wissen und Gewissen lagern und ihn überwachen. Die Nachwelt sollte wissen, mit was sie es zu tun
hat. Man könnte natürlich den Abfall dort deponieren, wo sich eine Kontinentalplatte unter eine andere
schiebt. Anscheinend sind sich wenige bewusst, dass das Ozonloch und der Klimawandel ebenfalls
ein paar tausend Jahre Nachwirkungen haben. :(
Allerdings muss man auch mal sehen, dass die Erde keines wegs eine starre Kugel aus Felsen ist. Sie
strahlt ständig selbst, ist ständig in Bewegung und enthält ebenfalls nicht wenig radioaktive Materialien.
Man kann schlicht weg nicht vorhersagen, oder sicher sein, dass der Abfall in ein paar tausend Jahren
nicht wieder irgend wo auftaucht.
Ich weiß, dass viele Menschen an einem statischen, unbeweglichen Weltbild hängen. Ganz wie zu Zeiten
von Newton. Noch viel mehr schockiert mich, dass anscheinend sehr wenige überhaupt wissen, was
Strahlung an sich ist… und dass sie ein grundlegender Bestandteil unserer Welt ist (schöne warme
Sonne, nicht?). Selbst jeder Mensch enthält Radioaktive Isotope. Es ist schade, wie langsam sich Dinge
in den Köpfen der Menschen ändern.
Nun, nach einer kurzen Zeit hat mein Vater ein verwandtes Thema angeschnitten. Anscheinend ist es
der letzte Schrei, wieder mehr CO² zu erzeugen und dieses CO² in großen Hohlräumen in der Erdkruste
einzuschließen. Leere Ölfelder oder sonstige Formationen. Persönlich hab ich zuerst nur mal an die
sinkende Stabilität des Bodens gedacht, mein Vater hat das ganze allerdings aus größerer Distanz
gesehen. Ein Kohlekraftwerk erzeugt in 50 Jahren ca. 1 km³ CO². Würde ein solcher Hohlram kollabieren
(z.B. durch eine instabiele Oberfläche, Vulkane, Erdbeben, usw.) würde sich das CO² auf der Oberfläche
verteilen. CO² ist schwerer als Luft, es würde also allen Sauerstoff in der Gegend verdrängen und immer
weiter übers Land ziehen. Eine unsichtbare Wolke, die übers Land kriecht. Man kann nicht mehr Atmen,
Autos gehen nicht mehr (Verbrennungsmotoren) und alles andere, das Sauerstoff braucht, ist ebenfalls
tot. Man sieht, wie alle in der Umgebung ersticken, die Vögel vom Himmel fallen, und keiner weiß warum.
Nach ein paar Minuten oder Sekunden ist man ebenfalls Geschichte.
Wer auf die geniale Idee kommt, solche Lager auf See anzulegen, sollte allerdings mal überlegen, was
passiert, wenn der Meeresboden auf einmal mehrere hundert Meter nachgibt. Kann sich noch jemand
an den Tsunami von 2004 erinnern?
Dazu kommt, das CO² gasförmig oder flüssig ist (je nach Druck). Damit ist es bei weitem nicht so
unbeweglich wie radioaktiver Abfall in Salzstollen. Es kann wandern und sonst wo wieder zum vorschein
kommen. Die Folge währe keine lokale radioaktive Verseuchung (falls es sowas gibt, wenn Atommüll wieder
nach oben kommt), sondern eben diese schöne Wolke über der Oberfläche.
Nach meinem Bruder und Vater gab es in Afrika schon mal einen See, der eine CO² Wolke ausgestoßen
hat. In der Umgebung war eine Stadt mit 28.000 Einwohnern. Man braucht sich nur mal vor Augen
zu führen, wie grundlegend wichtig Sauerstoff für unser Leben ist und schon weiß man, was dann alles
nicht mehr funktioniert.
Natürlich sind das alles Standpunkte, die bei den politischen Geplänkeln keine Rolle spielen. Auf der
Ebene kann wohl keiner mehr zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden, dafür sorgen schon die
Lobbyisten. Es ist ein Jammer, was wir unseren Nachkommen hinterlassen. Jezt wisst ihr, worüber sich
unsere Familie Abends so unterhält.
Die Menschheit ist zu groß um von Individuen weitsichtig gelenkt werden zu können und zu klein
bzw. zu schlecht vernetzt um eine richtige kollektive Intelligenz zu bilden. Bei solchen Sachen zweifle
ich manchmal an dem, was den Menschen zum Menschen macht: das Bewusstsein, das Denken…
Zum Schluss fält mir nur mal wieder etwas von Ghost in the Shell ein:
Es gibt keine Garantie, dass man sich nicht verändert. Das Bemühen, man selbst zu bleiben, schränkt einen nur ein.
Man muss alles ständig neu Abwägen und seine Denkweise ständig anpassen. Mit allen Informationen
die man Aufnimmt, ändert man sich selbst. Warum halten die Menschen so unwahrscheinlich an der
Vergangenheit fest und beurteilen die Dinge nicht nach ihren zukünftigen Auswirkungen? Will die
Menschheit überhaupt jemals in der Zukunft leben?
Mal wieder dem Schreibwahn zum Opfer gefallen. Bitte verzeiht Rechtschreib- oder Gramatikfehler…